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Jetzt aber schnell! Weihnachten kommt dieses Jahr aber auch ganz schön zeitig! Vier Tage sollten doch noch genügen für Geschenke, hier bekannt als neuer Lesestoff. Deshalb gibt es heute wieder die beliebte jährliche Rubrik: Geschenktipps für das Weihnachtsfest.

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Hier also meine Vorschläge für das Weihnachtsfest 2022. Die Reihenfolge entspricht dieses Jahr meiner Lesereihenfolge.

Stine Pilgaard: »Meter pro Sekunde«

Beginnen möchte ich mit der dänischen Autorin Stine Pilgaard und ihrem Roman – »Meter pro Sekunde«*.

Stine Pilgaard - Meter pro Sekunde
Lesestoff – Stine Pilgaard »Meter pro Sekunde«

Westjütland, Dänemark – das »Land der kurzen Sätze« – Kühe, Windräder und Heimvolkshochschule. Die treffende Kurzbeschreibung dieses Landstriches.

Eine junge Mutter zieht mit Mann und Baby genau dorthin. Ihr Mann tritt eine Stelle als Lehrer an dieser Schule an. Sie schreibt für eine Regionalzeitung als »Beziehungsratgeberin«.

Sie gibt gleichzeitig also Ratschläge fürs Leben und hat selbst genügend Hindernisse im eigenen Leben aus dem Weg räumen. Einfache Unterhaltungen sind kaum möglich, – siehe »Land der kurzen Sätze«. Ihr Mann wird von den Schülerinnen angeschmachtet, das Baby braucht natürlich viel Zuwendung und die Fahrschulstunden werden immer mehr.

Urteil: Das »Meter pro Sekunde« ist anfangs etwas schwer zu lesen. Es kommt scheinbar ohne Absätze aus. Nach einer Eingewöhnung aber doch unterhaltsam. In Sternen bewertet – 3 von 5 Sternen.

Dörte Hansen: »Altes Land«

Tipp Nr. 2 ist »Altes Land«* von Dörte Hansen.

Dörte Hansen - Altes Land
Lesestoff – Dörte Hansen: »Altes Land«

Vor ein paar Jahren ein riesengroßer Erfolg. Zwischendurch auch schon als Zweiteiler verfilmt, habe ich es aber erst 2022 gelesen, weil es mir wortwörtlich aus dem Bücherregal in die Hände fiel.

Als Fünfjährige kommt Vera mit ihrer Mutter 1945 aus Ostpreußen ins Alte Land auf den Bauernhof von Ida Eckhoff. Sie ist das »Polakenkind«, das unwillkommene Flüchtlingskind. Die Mutter heiratet Karl, den kriegstraumatisierten Sohn der Hausherrin. Das geht nicht lange gut. Sehr bald wird Eva von ihrer Mutter zurückgelassen. Im schicken Auto fährt sie mit einem ebenso schicken Mann in die große Stadt und wird noch einmal Mutter einer zweiten Tochter – Marlene.

Eva bleibt mit Karl zurück, wird Zahnärztin, ist hart zu sich selbst und ihren Mitmenschen und lässt den Hof verfallen. Bis irgendwann Anne, Marlenes Tochter, auf dem Hof auftaucht.

Urteil – kurz und knapp: Ich kann den Erfolg verstehen. »Altes Land« ist ein überraschend guter Roman. Und natürlich ein Lesetipp.

Juli Zeh: »Unterleuten«

Tipp Nr. 3 ist ein Roman von Juli Zeh»Unterleuten«*.

Juli Zeh - Unterleuten
Lesestoff – Juli Zeh: »Unterleuten«

Schon länger im Bücherregal, dieses Jahr dann gelesen; allerdings auch erst nach der Verfilmung.

Ein Dorf in Brandenburg im Sommer 2010. Es gibt die Einheimischen. Und es gibt die Zugezogenen – meist aus dem nahen Berlin, die sich den Traum vom Leben auf dem Land erfüllen wollen. Man lebt so nebeneinander her.

Als aber ein Investor einen Windpark errichten will, tun sich die Abgründe auf. Eigennutz und Wechsel der Verbündeten bestimmen das Leben im Dorf. Je nach eigenem Interesse verbünden sich Teile beider Gruppen oder sind dann mal wieder Gegner. Der eigentliche Disput findet aber zwischen den beiden Alteingesessenen Grambowski und Kron statt. Es ist ein Jahrzehnte alter Streit, der das ganze dörfliche Gefüge auseinanderzureißen scheint.

Urteil: »Unterleuten« ist ein wirklich guter Roman. Man kann sehr vieles sehr gut nachvollziehen. Es gibt so viele Parallelen zur Realität. Unbedingter Lesetipp.

Niklas Natt och Dag: »1795«

Nr. 4 ist »1795«*, von Niklas Natt och Dag. Schon 2019 und 2020 habe ich hier die Vorgänger »1793« und »1794« des schwedischen Schriftstellers vorgestellt.

Niklas Natt och Dag - 1795
Lesestoff – Niklas Natt och Dag: »1795«

Von den beiden Vorgängern war ich begeistert. Dieses Jahr habe ich den Abschluss der Trilogie gelesen und wurde leider enttäuscht.

Ich mache es deshalb hier kurz. Der 3. Teil ist eigentlich etwas handlungsarm. Es tauchen Figuren auf, die vorher noch nicht erschienen sind, denen aber zu viel Platz eingeräumt wird. Die eigentlichen Hauptpersonen kommen Ewigkeiten nicht vor. Und zum Schluss geht es schnell und etwas wirr zu.

Jedoch sollte man den Roman dennoch lesen, wenn man die ersten beiden Teile gelesen hat. Einfach nur des Abschieds Willens. Es hätte ein toller Abschluss der »Winge und Cardell«-Trilogie werden können. Hätte!

In Sternen bewertet bekommt »1795« maximal 3 von 5 Sternen.

Günter de Bruyn: »Der neunzigste Geburtstag: Ein ländliches Idyll«

Tipp Nr. 5 ist »Der neunzigste Geburtstag: Ein ländliches Idyll«* von Günter de Bruyn.

Günter de Bruyn - Der neunzigste Geburtstag
Lesestoff – Günter de Bruyn: »Der neunzigste Geburtstag: Ein ländliches Idyll«

Wie schon der 2021er Tipp »In Zeiten des abnehmenden Lichts« ist dieser Roman, oder wie de Bruyn es nennt, »ländliches Idyll«, ein Familienroman.

Wieder ein Dorf in Brandenburg, den Themen nach 2015/16. Im Zentrum der Geschichte stehen zwei Geschwister. Hedwig Leydenfrost lebt wieder zusammen mit ihrem Bruder Leonhardt im Dorf ihrer Kindheit.

Hedwig war Kinderärztin in Hamburg und politisch engagiert, Leonhardt war Bibliothekar und blieb in der DDR, mit der er eigentlich nie Frieden schloss. Das Haus, in dem sie wohnen, ist eher eine zugige Bude. Im Sommer heiß, im Winter bitterkalt. Will man Neuigkeiten erfahren, ist der Friseursalon im Ort eine gute Anlaufstelle.

Im Sommer des nächsten Jahres will man Hedwigs neunzigsten Geburtstag feiern. Bis zum großen Fest gibt es noch viele Dinge zu organisieren, auch familiäre.

»Der neunzigste Geburtstag« ist ein ruhiger, unaufgeregter Gegenwartsroman. Was wohl auch daran liegt, dass Günter de Bruyn vor seinem eigenen 90. Geburtstag stand. Es geht um dörfliches Leben, Tagespolitik, Ideologie und Opportunismus, aber auch um zurückliegende, nicht aufgearbeitet Familiengeschichte. Ein lesenswertes Buch.

Schlusswort

Ich wünsche nun viel Spaß beim Lesen des ein oder anderen Buches. Alle Bücher sind im Buchhandel zu erwerben. Oder man holt sie aus der Bibliothek des Vertrauens. Für das nächste Jahr habe ich mir wieder ein paar Buchtipps vorgenommen. Seid gespannt!

Nun zur Umfrage.

Auch in diesem Jahr möchte ich wissen, welche Bücher die droessnitz.de-Besucher gerne lesen. Gebt Eure Tipps gerne über das Kommentarfeld (hier ein paar Zentimeter weiter unter »Kommentar abgeben«) ab. Ich freue mich über eine rege Teilnahme.

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